Immer wieder stellen Anti-Corona-Protestanten einen Bezug zu der Zeit des Nationalsozialismus her. Hier drei Beispiele, die an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten sind.

Der Vergleich mit Anne Franks Schicksal

Laut MDR trug am 9. Mai 2020 ein Mann auf einer Demonstration in Darmstadt ein Plakat mit der Aufschrift “Anne Frank wäre bei uns! Nie wieder Diktatur!”. Zudem sieht man ein Foto des damals 13-jährigen Mädchens. Anne Frank war Jüdin und flüchtete 1934 mit ihren Eltern und ihrer Schwester Margot in die Niederlande, um den Nationalsozialisten zu entkommen. Sie starb 1945 in dem Konzentrationslager Bergen-Belsen. Ihr Tagebuch wurde weltberühmt und beschreibt ein Schicksal, das stellvertretend für das vieler weiterer Millionen Menschen steht, die von den Nazis ermordet wurden. Ab 1942 musste sie in Amsterdam den gelben Stern mit der Aufschrift “Jude” tragen.

(Quelle 1)

“Der Letzte, der das getan hat, war Adolf Hitler”

In einem stern TV- Beitrag, in dem es um die Anti-Corona-Demonstration in Leipzig geht, äußert ein Mann mit lautstarker Stimme folgende Worte: “Das neue Infektionsschutzgesetz ist ein Ermächtigungsgesetz. Der Letzte, der das getan hat, war Adolf Hitler.” Daraufhin meldet sich auch eine Demonstantin zu Wort. Es entsteht ein Dialog zwischen ihr und der Reporterin:

Demonstrantin: Das ist so. Genau dasselbe ist mit den Juden passiert.
Reporterin: Haben Sie das gerade mit den Juden verglichen? Habe ich das richtig gehört?
Demonstrantin: Nein, habe ich nicht gesagt.
Reporterin: Doch. Ich habe es auf Band. […]
Demonstrantin: Ich habe geforscht und früher hat man das auch gemacht. Was ich so gefunden habe. Das hat man gemacht.
Reporterin: Wo haben Sie da geforscht?
Demonstrantin: Im Internet, man kann das googeln. Kann man alles nachgucken.
Reporterin: Das sind seriöse Quellen?
Demonstrantin: Also seriöser auf jeden Fall als ARD und ZDF.

Vielleicht hätte sich die Dame lieber an die Quellen halten sollen, die man ihr im Geschichtsunterricht präsentierte, vorausgesetzt, sie hat jemals eine Schule von innen gesehen. Ansonsten hat das Internet mit Sicherheit auch einige Buch-Empfehlungen, mit deren Hilfe sie ihren Horizont durchaus erweitern könnte.


“Impfung macht frei”

Laut der “Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus RIAS” hat der Kreisverband der AfD-Salzgitter bezüglich der Corona-Maßnahmen auf Telegram einen Post veröffentlicht, der zurecht für Entsetzen sorgt. Hier sieht man das Tor des Konzentrationslagers Dachau, für das ursprünglich der Leitspruch “Arbeit macht frei” geschmiedet wurde. Die Bildmontage, die nun auf der Plattform veröffentlicht wurde, zeigt das Tor mit der Aufschrift “Impfung macht frei” und darunter eine Auflistung mit Aktivitäten, die ungeimpfte Personen angeblich in Zukunft nicht mehr machen dürfen.

Eine Person schreibt dazu auf Twitter “Alles, was mit der #sogAfD zu tun hat, ist menschenverachtend. Was die sich leisten, sprengt jegliche Form von Anstand. Wer Konzentrationslager auf diese Weise instrumentalisiert, relativiert die Opfer der Shoah und beschmutzt ihr Andenken auf widerlichste Art.” Dem ist meines Erachtens nichts hinzuzufügen.

Quelle 1: Rud van der Rol und Rian Verhoeven. Anne Frank Stiftung (1992, hrsg. Anne Frank Stiftung, Amsterdam): Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 1993.

Weiter Informatinen zu Anne Frank: anna frank house
Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus: RIAS

Bildquelle: Pexels/ChristopherPluta