Der Oaklin Springs Friedhof in Oberlin, Louisiana, verweigerte die Bestattung eines Schwarzen Deputy Sheriff. In einem alten Verkaufsvertrag hieß es, das Recht zur Bestattung sei Weißen vorbehalten. Nun wird die Formulierung entfernt.

Der Familie Semien muss es vorgekommen sein wie eine Reise zurück in die Zeiten der Segregation. Neben getrennten Toiletten, Trinkbrunnen und Hoteleingängen scheint auch die nach Rassen getrennte Bestattung von verstorbenen Menschen ein Relikt eines überwundenen Zeitalters. Für die Familie des verstorbenen Deputy Sheriff Darrell Semien war es eine entsetzliche Tatsache. Über den Vorfall berichtete CNN.

Darrell Semien bekleidete sein Amt in Alan Parish im Südstaat Louisiana. Er verstarb am 24. Januar an Krebs. Als seine Frau, Karla Semien, wegen der Bestattung am Oaklin Springs Friedhof im benachbarten Oberlin um Auskunft suchte, erfuhr sie, dass es nicht möglich sei, ihren Ehemann dort zu bestatten. Der Grund: Er sei Afroamerikaner und der Friedhof für weiße Menschen vorbehalten. Mit dieser Begründung wies eine Mitarbeiterin des Friedhofs die Familie ab.

Ich habe mich dort mit der Dame getroffen und sie sagte, sie könne mir die Grabstelle NICHT verkaufen, weil der Friedhof ein WHITES ONLY Friedhof sei. Sie hatte sogar Dokumente auf einem Klemmbrett, die mir zeigten, dass ausschließlich weiße Menschen dort begraben werden können. Sie stand vor mir und meinen Kindern. Wow, das war ein Schlag ins Gesicht. Ich kann einfach nicht glauben, dass das im Jahr 2021 in Oberlin Louisiana passiert.

Karla Semien auf Facebook (eigene Übersetzung)

Der Friedhofsvorstand entschuldigt sich

Der Vorsitzende der Oaklin Springs Cemetery Association, Creig Vizena, übernahm für den Vorfall volle Verantwortung und versicherte, dass er über die Formulierung in den Verkaufsverträgen des Friedhofs nicht Bescheid gewusst habe. Dort wird unter anderem geäußert, dass die Grabstellen lediglich an Weiße vergeben würden. In einem Teilsatz heißt es: „ […] the right of burial of the remains of white human beings.“ Der Friedhofsvorstand hielt eine Notversammlung, um diese Formulierung und alle ähnlichen aus den Friedhofsvorschriften zu entfernen. Vizena entschuldigte sich für den Vorfall und bot der Familie Semiens eine Grabstelle an, welche sie aber ablehnte. Die über 80 Jahre alte Mitarbeiterin, die Karla Semien zurückwies, wurde nach dem Vorfall entlassen.

Bestehender Rassismus in Gesetzbüchern und Institutionen

Handelte es sich hier lediglich um eine Floskel, die über die Jahrzehnte unentdeckt blieb, oder wird hier der noch anhaltende Rassismus in (den Südstaaten) der USA erkennbar? Ähnliche Vorschriften zur Rassentrennung wurden jüngst auf Friedhöfen in Waco und Mineola, Texas, beseitigt. Dort hätte die Bestattung eines Schwarzen Menschen zuvor nur getrennt von Weißen geschehen können.

Im Bundesstaat Mississippi wurde die Sklaverei offiziell sogar erst 1995/2013 abgeschafft. Der 13. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten, welcher Sklaverei und Zwangsarbeit abschaffte, wurde nach Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs in fast allen US Staaten ratifiziert. In Mississippi kam es erst 1995 zur Unterzeichnung des Zusatzartikels. Allerdings wurde dieser Vorgang erst 2013 offiziell, da das US-Archiv erst dann von der Ratifizierung erfuhr. Sogar in den Gesetzbüchern und Vorschriften amerikanischer Institutionen scheint die Bewältigung eines Zeitalters von systematischem Rassismus eher langsam voranzuschreiten.

Titelbild: via https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Black-and-white-white-photography-usa-america-black-1142547.jpg
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