wie starb walter lübcke

Wie starb Walter Lübcke? Das Reportageformat „STRG F“ veröffentlichte am 28. Juli die Vernehmungsvideos des Rechtsextremisten Stephan Ernst, der den Politiker Walter Lübcke am 2. Juni 2019 erschossen haben soll. Gemeinsam mit Markus H. steht Ernst seit Juni vor Gericht.

Ein Video zeigt die Vernehmung kurz nach Lübckes Ermordung. Hier wird sein erstes Geständnis gezeigt, das er jedoch zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückzog. Das zweite Geständnis mit einer neuen Version folgte am 8. Januar 2020, das er schließlich in einer dritten Vernehmung am 5. Januar bestätigte.

Wer ist Stephan Ernst?

Stephan Ernst, 1973 in Wiesbaden geboren und Vater von zwei Kindern, saß bereits in den 90er Jahren wegen schwerer Gewalttaten im Gefängnis. So soll er beispielsweise versucht haben, einen türkischen Imam umzubringen. Zudem bewegte sich der Extremist in einem NPD-nahen Umfeld und war auch beim Verfassungsschutz bekannt.

Ab 2011 sollen die Behörden jedoch kein Auge mehr auf Ernst geworfen haben. Er selbst sagt in einer der Vernehmungen aus, dass er mit der Szene nichts mehr zu tun haben wollte: „Ich wollte [ein] normales Leben führen. Ich wollte meine Energien, die ich hatte, in meine berufliche Laufbahn stecken […]“. Inwieweit diese Aussage stimmt, bleibt fraglich. Zumindest, so äußert sich Ernst weiter, sei das Thema „Überfremdung“ ab 2013 wieder präsent gewesen. Mit den Leuten von früher habe er jedoch nichts mehr zu tun gehabt. Grund für das erneute Aufflammen der Thematik seien alltägliche Unterhaltungen mit Kollegen sowie die mediale Berichterstattung gewesen.

Aufnahmen von 2018 zeigen ihn bei einer Demonstration gemeinsam mit Markus H. in Chemnitz. Auch wenn er kein Mitglied der AfD war, habe er regelmäßig an AfD-Treffen und an deren Wahlkampf teilgenommen.

Wie starb Walter Lübcke: Das erste Geständnis

Hier beschreibt Ernst (ohne Anwalt), wie er sich in der Tatnacht Zugang zu dem Grundstück Walter Lübckes verschafft haben will. Er habe die Waffe bereits in der Hand gehalten und der Tatentschluss sei klar gewesen. Als er die Waffe schließlich auf Kopfhöhe des Politikers hielt, soll dieser den Schatten des Verdächtigen wahrgenommen haben. Anschließend äußert Ernst: „Dann ist der Schuss gefallen“.

Das zweite Geständnis

Etwa ein halbes Jahr später gab der Verdächtige in Anwesenheit seines Anwalts ein zweites Geständnis ab. Diese Version unterscheidet sich jedoch von der ersten. Ernst äußert unter anderem:

Ja, also Herr Lübcke sah zu mir auf, bemerkte mich zuerst. Und dann kam Herr H. [der ebenfalls angeklagt ist] von der linken Seite. Und Herr Lübcke bemerkte dann auch ihn. Und H. legte dann die Waffe auf ihn an, spannte den Hahn und sagte: „Beweg dich nicht“. Und dann sagte er: „So, jetzt wird es Zeit zum Auswandern.“ Und dann sagte ich: „Für sowas wie dich gehe ich jeden Tag arbeiten.“ Dann wollte Herr Lübcke sich aufrichten […]. Und dann bin ich hin und habe ihn mit der linken Hand zurück in den Stuhl gedrückt und sagte: „Beweg dich nicht.“ Und dann habe ich eigentlich schon überlegt, dass ich halt ihn trete[…]. Und dann hat Herr Lübcke sich wieder aufgerichtet, also wollte sich wieder aufrichten und hat geschrien. In dem Moment habe ich dann den Schuss gehört“.

Im Gegensatz zu seinem ersten Geständnis gibt Stephan Ernst an, dass nicht er, sondern Markus H. Lübcke erschossen habe. Außerdem soll der Angeklagte gesagt haben, dass man nicht vorgehabt hätte, den Politiker zu töten, sondern diesen nur bedrohen wollte. Wie die Aufnahmen zeigen, glaubt der Ermittlungsrichter, der ebenfalls an dem Verhör teilnahm, dem Mann nicht und hält die erste Version für wahrscheinlicher.

Wer ist Markus H.?

Markus H. wird Beihilfe zum Mord an Walter Lübcke vorgeworfen. Anders als Ernst in seinem zweiten Geständnis behauptet, geht man jedoch davon aus, dass er nicht bei der Tat anwesend war, sondern Stephan Ernst zu der Tat motiviert haben soll.

Wie Ernst ist Markus H. Teil der rechtsextremen Szene. So habe man beispielsweise auf seinem Handy ein Foto gefunden, auf dem er den Arm zum Hitlergruß hebt. Zudem sei er laut hessenschau bereits früher durch politisch motivierte Gewalttaten aufgefallen. Unter anderem soll er sich zu Beginn der 90er im Umfeld der militanten Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) aufgehalten haben.

Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP)

Die Partei wurde am 17. März 1979 von dem ehemaligen HJ-Führer Martin Pape gegründet. 1995 wurde die Organisation schließlich verboten. Der damalige Bundesinnenminister Manfred Kanther gab als Begründungen die Pflege von „NS-Riten“ sowie die Missachtung von Menschenrechten an.

Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP)

Die Partei wurde am 17. März 1979 von dem ehemaligen HJ-Führer Martin Pape gegründet. 1995 wurde die Organisation schließlich verboten. Der damalige Bundesinnenminister Manfred Kanther gab als Begründungen die Pflege von „NS-Riten“ sowie die Missachtung von Menschenrechten an.

Es wird berichtet, dass Markus H. wie Stephan Ernst ebenfalls an der 2015 in Lohfelden stattgefundenen Veranstaltung teilgenommen haben soll, die als ein ausschlaggebendes Ereignis für die Tat gilt.

Wenn ihr euch für weitere Ausschnitte der Vernehmung interessiert, schaut am besten die Reportage von STRG F. Unten findet ihr den entsprechenden Link.

Quelle:
STRG_F: Exklusiv: Die Vernehmungen des Stephan Ernst

Bildquelle:
Pexels/Hakan Erenle