Nach monatelanger Behandlung in Deutschland kehrte der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny nach Russland zurück. Er wurde hierzulande wegen eines Vergiftungsversuchs im August 2020 medizinisch behandelt, für den er den russischen Geheimdienst FSB und Wladimir Putin beschuldigt. Die Schuld an dem Giftattentat weist der Kreml allerdings entschieden zurück. Nawalny wurde am 17. Januar bei seiner Rückkehr nach Russland noch am Flughafen festgenommen und in einem Eilprozess zu 30 Tagen Haft verurteilt. Nun drohen dem Kreml-Kritiker weitere Gefängnisstrafen.

Die Inhaftierung des Oppositionspolitikers traf international auf harte Kritik. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach sich für die Freilassung Nawalnys aus und auch andere Regierungschefs der EU verurteilten die Festnahme des Kreml-Kritikers. Nun ist seitens mehrerer EU-Staaten von erneuten Sanktionen gegen Russland die Rede, doch feste Beschlüsse stehen noch aus.

Proteste in über 90 russischen Städten angekündigt

Unterstützer Nawalnys kündigten als Reaktion gegen dessen Inhaftierung Demos in über 90 Städten an, die am Samstag, den 23.01, stattfinden sollten. Die russischen Behörden erklärten diese Proteste für illegal und verwiesen dabei auf die aktuellen Maßnahmen gegen Corona. Teilnehmern drohten harte Strafen. Dennoch marschierten tausende Menschen in Städten wie Chabarowsk, nahe der Grenze zu China, und verlangten die sofortige Freilassung Nawalnys. Die Polizei griff Berichten zufolge mit Gewalt durch und schon im Laufe des Nachmittags kam es zu über 1.000 Festnahmen (mittlerweile sind es rund 2.500). Zu den Verhafteten zählt unter anderem die Juristin Ljubow Sobol, die als engste Mitarbeiterin des Kreml-Kritikers gilt. Sogar die Frau Alexej Nawalnys, Julia Nawalnaya, wurde festgenommen. Medienberichten zufolge soll sie inzwischen allerdings wieder auf freiem Fuß sein.

Gegen das martialische Vorgehen der russischen Polizei reagierten die Demonstrierenden unter anderem mit Bewurf mit Schneebällen, wie in einem auf Twitter veröffentlichten Video zu sehen ist.

Andere Videos zeigen jedoch auch die Härte, mit der die Polizei gegen Demonstrierende vorgeht. In voller Montur und mit schwarzen Visieren schlagen Polizisten mit Knüppeln auf russische Bürger ein, auch wenn diese bereits am Boden liegen.

Demo auch in Berlin

Auch in der deutschen Hauptstadt fand am Samstag eine Demo gegen die Inhaftierung des Oppositionspolitikers Nawalny statt, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet. Unter dem Motto “Freiheit für Nawalny” marschierten etwa 2.000 Demonstrierende in Berlin-Mitte. Der Protestzug endete am Pariser Platz, nahe der russischen Botschaft Unter den Linden.

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