Viele Menschen verbinden mit der Lebensmittelrettung die Foodsharing-Bewegung. Allerdings gibt es seit einigen Jahren ein Startup, das nicht nur Unmengen an Lebensmitteln rettet, sondern damit auch Geld verdient. SIRPLUS ist ein Unternehmen, das es durchaus zu unterstützen lohnt.
Was ist SIRPLUS?
Auf der eigenen Online-Seite stellt sich SIRPLUS als Impact-Startup vor, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, der Lebensmittelverschwendung etwas engegenzusetzen. Hier heißt es unter anderem: „Wir bringen überschüssige Lebensmittel zurück in den Kreislauf, indem wir sie in unseren Rettermärkten und in unserem Onlineshop zum Verkauf anbieten.“
Das Unternehmen arbeitet mit über 700 Produzenten und Großhändlern und versucht, „das Thema Lebensmittelverschwendung zum Mainstream“ zu machen. So sollen „Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zum Umdenken“ angeregt werden.
Containern nach wie vor strafbar
Nach wie vor herrscht in Deutschland die absurde Regelung, dass die Entnahme von Lebensmitteln aus dem Müll strafbar ist. Das bestätigte erst im August das Bundesverfassungsgericht. Ein völliger Wahnsinn in Anbetracht dessen, dass jährlich 18 Millionen Tonnen Lebensmittel allein in Deutschland verschwendet werden. Der Grund, warum viele Lebensmittel im Müll landen, hängt mit den abgelaufenen Haltbarkeitsdaten zusammen. Dass diese jedoch häufig keineswegs rechtfertigen, Nahrungsmittel im Müll verschwinden zu lassen, sollte mittlerweile bekannt sein.
Vor allem für Bedürftige sind die Müllcontainer vor den Supermärkten eine Einladung, sich der abgelaufenen oder äußerlich beschädigten Lebensmittel zu bedienen. Und dennoch bestrafen Gerichte die Entwendung als Diebstahl oder Hausfriedensbruch. Anstatt Menschen, die es sich eventuell nicht leisten können, den Zugriff auf die weggeworfene Ware zu gewähren, hält man es für sinnvoller, Nahrung in Massen wegzuschmeißen. Mit welcher nachvollziehbaren Begründung solch eine Regelung gerechtfertigt werden kann, wird wohl den meisten ein Geheimnis bleiben.
Der Gründer und Geschäftsführer Raphael Fellmer des Berliner Stratups überlegte sich auf Basis dieser Misstände eine durchaus interessante und vielversprechende Idee. Er beschloss ein Unternehmen zu gründen, das Lebensmittel, die äußerlich nicht mehr dem optimalen Bild entsprechen, jedoch durchaus noch zum Verzehr geeignet sind, oder deren Mindesthaltbarkeitsdaten abgelaufen sind, günstiger zu verkaufen. Dass es Fellmer dabei nicht ums große Geld geht, beweist sein bisheriger Lebensstil.
Wer ist Raphael Fellmer?
Raphael Fellmer bekam nicht nur Aufmerksamkeit, weil er der Gründer von SIRPLUS ist, sondern weil er außerdem fünf Jahre und sechs Monate ohne Geld lebte. In der Zeit wohnte er mit seiner Familie in einer kleinen Souterrainwohnung, im Friedenszentrum Martin-Niemöller-Haus, bei einer Familie, die sich über Facebook fand oder bei Freunden und Verwandten. Auch er begann 2009 mit dem Containern und beteiligte sich bei dem Aufbau der heute so bekannten Foodsharing-Bewegung.
In einem Interview mit Markus Lanz machte Fellmer unter anderem darauf aufmerksam, dass es nicht nur die Supermärkte seien, die ein Poblem darstellen. Auch private Haushalte schmeißen Unmengen an Nahrungsmitteln weg. Um die Dramatik dieses Umstandes zu verdeutlichen, wiesen er und Lanz darauf hin, dass allein in einer Packung Kaffee rund 20.000 Liter Wasser stecken.
Kunden sparen Geld und tun etwas Gutes
SIRPLUS verkauft sowohl online als auch in Rettermärkten Lebensmittel. Für die Produkte zahlen die Kunden häufig zwischen 40 und 90 Prozent weniger als im herkömmlichen Supermarkt. Laut ntv konnte das Unternehmen so seit 2017 mehr als zwei Millionen Kilogramm Lebensmittel retten. Außerdem macht SIRPLUS auf sein Tafel-First-Prinzip aufmerksam, was meint, dass die (über 94) Tafeln in Deutschland natürlich Vorrang haben. Inzwischen existieren sechs solcher Märkte.
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Link zur SIRPLUS-Startseite