1937 – 1945

Nur wenige Kilometer von der Stadt Weimar entfernt ließ die SS auf dem Ettersberg im Jahr 1937 den Wald roden, um dort das Konzentrationslager Buchenwald zu errichten. Am Ende des 2. Weltkrieges war Buchenwald das größte Konzentrationslager auf deutschem Boden. Zu den Inhaftierten gehörten politische Gegner, Sinti und Roma, Juden sowie Zeugen Jehovas, Vorbestrafte und Homosexuelle. Hier starben über 56.000 Menschen an Folter, medizinischen Experimenten und Auszehrung. Als die Amerikaner im April 1945 das Lager erreichten, schrieb Dwight D. Eisenhower, der Oberbefehlshaber der Alliierten: „Nichts hat mich je so erschüttert wie dieser Anblick.“
Ende 1937 befanden sich rund 2500 Gefangene in Buchenwald. Im Oktober 1938 waren es bereits mehr als 10000. Die Inhaftierten mussten Grausames über sich ergehen lassen. An einigen Personen wurden medizinische Experimente durchgeführt. Man infizierte sie mit Fleckfieber oder TBC-Erregern, um anschließend die entsprechenden Impfstoffe an ihnen zu testen. Die meisten starben eines qualvollen Todes.
Anfangs mussten die Insassen vor allem beim Aufbau und der Ausweitung des Lagers helfen, später lag der Fokus auf der Herstellung von Munition, Flugzeugen, Raketen und synthetischen Treibstoffen. Um die Produktion weiter voran zu treiben, wurden auf Anordnung der SS weitere Juden sowie Sinti und Roma aus dem Vernichtungslager Auschwitz Birkenau nach Buchenwald transportiert.
Auch Kinder und Jugendliche wurden nach Buchenwald deportiert. Im Dezember 1944 war jeder dritte Insasse des Lagers jünger als 21 Jahre, doppelt so hoch war der Anteil in den Frauenaußenlagern. Hunderte von jugendlichen Juden, Sinti und Roma schickte die SS als “nicht arbeitsfähig” mit Todestransporten nach Auschwitz. 1.600 Jugendliche und Kinder starben in Buchenwald an Entkräftung oder Krankheiten, wurden erschlagen oder erschossen.
Als das Kriegsende nahte, befanden sich im Stammlager Buchenwald und in den Außenlagern über 112.000 Menschen. Tausende von ihnen wurden in Todesmärsche auf den Weg in andere Lager geschickt. Die Zahl der Toten stieg stetig.

Zahl der rechtsextremen Besucher steigt

Volkhard Knigge, der Leiter der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, beobachtet ein zunehmend offeneres Auftreten rechtsextremer Besucher bei Führungen in dem ehemaligen Konzentrationslager. Es sei nicht die Zahl der rechtsextremen Vorfälle, die zunehme, sondern die Radikalität. Das sagte Knigge am Donnerstag der “Neuen Westfälischen”. “In den Besucherbüchern finden sich zunehmend Eintragungen, die den Nationalsozialismus und auch die Konzentrationslager als sinnvoll und gut für die Deutschen bewerten.” Äußerungen wie “wären die Lager noch in Betrieb, hätten wir kein Ausländer-Problem” ließen sich dort lesen. Zudem komme es immer wieder zu „gezielten, vorbereiteten Störungen von Besuchsführungen“ durch Rechtsextreme, weshalb die Besucherordnung in Buchenwald verschärft worden sei.

Hausverbot für die AfD

Am 27. Januar fand der Internationale Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus in der Gedenkstätte Buchenwald statt. Im Zuge dessen habe man der AfD-Fraktion – wie bereits im Vorjahr – mitgeteilt, dass sie bei der Veranstaltung nicht willkommen sei und erklärte die entsprechenden Mitglieder zu unerwünschten Personen. Das habe man der Fraktion schriftlich mitgeteilt, sagte ein Sprecher der Gedenkstätte. Der parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Stefan Möller, hält das Hausverbot für völlig inakzeptabel, da die Gedenkstätte durch staatliche Gelder finanziert werde und nicht politisch instrumentalisiert werden dürfe. Die AfD prüfe juristische Schritte.

Im vorigen Jahr hatte man der AfD das Hausverbot aufgrund des Geschichtsbildes der Partei und aufgrund von Äußerungen des Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke auferlegt. Dieser sprach unter anderem von einer „dämlichen Bewältigungspolitik“. Auch Reinhard Schramm, Vorsitzender der jüdischen Landesgemeinde in Thüringen, begrüßte laut MDR die Entscheidung. Er vertritt die Auffassung, dass Menschen, die den Holocaust überlebt hätten, nicht zugemutet werden dürfe, Personen gegenüber zu stehen, die die NS-Verbrechen relativieren. Die Ansichten Höckes hätten sich im Vergleich zum Vorjahr nicht geändert und Vertreter der AfD wüssten, wer Höcke sei, so Schramm.

Kommentar

Es gibt keine Worte, die auch nur im Entferntesten das beschreiben, was Millionen Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus über sich ergehen lassen mussten. Wir sprechen ständig darüber, dass wir uns erinnern müssen, um nicht zu vergessen. Eine Selbstverständlichkeit, die immer wieder angesprochen werden muss, weil die Geschichte eben doch in Vergessenheit gerät? Ich glaube nicht. Wir vergessen nicht. Wir erinnern uns nur falsch. Wozu taugt alles Erinnern, wenn es uns nicht die Erkenntnis bringt, dass sich all das wiederholen kann? Es reicht nicht, sich zu erinnern, weil sich das nun einmal so schickt, von der Gesellschaft so verlangt wird. Was bedeutet es Opfer zu sein? Wie fühlt es sich an, von seinen Liebsten unter einer unvorstellbaren Angst weggerissen zu werden, ihnen beim Sterben zusehen zu müssen? Wie fühlt es sich an, dabei zusehen zu müssen, wie ein NS-Aufseher den Schädel Ihres Kindes zerschlägt? Was bedeutet es, unter Schmerzen zwischen Exkremente einschlafen zu müssen, hungernd und ausgezehrt und nicht zu wissen, welche Gräueltaten einen am nächsten Tag erwarten? Man hat diesen Menschen alles genommen – ihre Freiheit, ihre Würde, ihre Liebsten, ihren Besitz, ihre Heimat, ihr Leben. Das kann man sich nicht vorstellen und dennoch sollten wir es versuchen, um auch nur im Ansatz nachvollziehen zu können, wie unsagbar schrecklich diese Zeit für die Betroffenen gewesen sein muss. Das meint Erinnern. Aufhören ständig darüber zu sprechen, dass man sich erinnern müsse, sondern endlich damit beginnen. Sich mit historischen Fakten dieser Zeit auseinandersetzen, Gedenkstätten besuchen, ohne hundert Fotos zu schießen, sich ablenken zu lassen. Einfach innehalten, aushalten und all die Gedanken und Gefühle auf sich wirken lassen, die einen in diesem Moment zu erschlagen drohen. Und dann in die Gegenwart schauen und wissen, dass man handeln muss, dass man nicht wegsehen darf.

Artikelbild: Von Andreas Trepte – Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=737769