Bangladesch todesstrafe

Künftig sollen Vergewaltiger in Bangladesch die Todesstrafe erhalten können. Diesem Beschluss gingen tagelange Straßenproteste voraus.

Einem Kabinettssprecher des Landes zufolge soll künftig jede Person, die sich der Vergewaltigung strafbar macht, zum Tode verurteil werden können. Die bisherige Höchststrafe: lebenslange Haft.

Todesstrafe für Vergewaltiger: Der Auslöser für die Proteste

Auslöser für die Proteste war scheinbar ein Video, das den sexuellen Missbrauch durch eine Gruppe Männer an einer Frau zeigt. Diese etwa 30-minütige Aufnahme kursierte schließlich in den sozialen Netzwerken und sorgte zu Recht für Empörung und Entsetzen. Es wurden inzwischen acht Verdächtige festgenommen.

Sexueller Missbrauch in Bangladesch an der Tagesordnung

Das in dem Video gezeigte Verbrechen ist leider kein Einzelfall. Im Gegenteil: Laut Spiegel wurden in dem Land knapp 1000 mutmaßliche Straftaten gemeldet. In Anbetracht dieser erschreckenden Zahl kritisieren Aktivisten zurecht die Regierung. Ob die Todesstrafe jedoch dabei hilft, die Fallzahl zu senken, bleibt fraglich.

Menschenrechtsaktivisten kritisieren den Beschluss des Kabinetts

Laut DW kritisieren Menschenrechtler die Entscheidung, die Todesstrafe für dieses Verbrechen einzuführen. So habe der Südasien-Experte von Amnesty International, Sultan Mohammed Zakira geäußert, dass das Strafmaß davon ablenke, dass es in dem Land an präventiven Maßnahmen fehle und „dieser rückwärtsgewandte Schritt ein Feigenblatt“ sei.

Meinung

Es ist davon auszugehen, dass neben den rund 1000 gemeldeten Zahlen noch weitere Vergewaltigungen begangen wurden. Immer wieder hört man von Missbrauchsfällen, bei denen die Opfer nicht ernst genommen wurden, Aussage gegen Aussage steht oder bei denen die Täter nicht mehr auffindbar sind. Werden solche Taten gemeldet, fehlt es häufig an den notwendigen Beweisen, Täter decken sich gegenseitig und die missbrauchten Personen werden als unglaubwürdig dargestellt. Auf die seelische sowie körperliche Vergewaltigung folgt eine weitere Tortur. Und was bleibt am Ende?

Ich finde es durchaus nachvollziehbar, dass einige Opfer ihren Tätern den Tod wünschen, aber schlussendlich stellt sich mir dennoch die Frage, ob mit solch einem Entscheid tatsächlich das Problem beseitigt wird. Ich glaube nicht, dass künftig die Zahlen sinken und ein Großteil der Opfer eine Art Genugtuung erleben werden. Die Albträume, Ängste und Panikattacken, die nun das Leben im Griff zu haben scheinen, werden dennoch bleiben. Ich persönlich halte nichts von der Todesstrafe und hoffe, dass in Bangladesch Maßnahmen folgen werden, die tatsächlich dieses gewaltige Problem in den Angriff nehmen. Das Verstecken hinter einem Gesetz, das tötet, wird wohl kaum jemandem helfen und auch so gut wie niemanden retten.

Bildquelle: Pexels/Juan Pablo Serrano Arenas